Am 1. November hatte ich nun wieder, Dank der freundlichen Einladung von Kota und seiner ganzen Familie, die Möglichkeit auf Aogashima zu fliegen.
Der Transfer ist entweder mit Hubschrauber oder mit der Fähre möglich. Beide Varianten sind Risiko behaftet. Die Fähre scheint Wetterbedingt mehr auszufallen, als zu fahren und die 9 Plätze im Hubschrauber sind im Handumdrehen ausgebucht.
Ich habe keine Ahnung, wie Kota es geschafft hat, mir zwei Flüge zu sichern. Ich befürchte und ahne, dass für meinen Rückflug, jemand anderes nun auf sein wertvolles Ticket verzichten muss. Von Herzen mein ganzer Dank an dieser Stelle.
2 Tage streife ich nun schon über die kleine, am südlichsten bewohnte Vulkaninsel, welche noch zu Tokyo gehört.
Mitten im Pazifik liegend ist sie allen Wettern ausgeliefert und da aktuell ein Taifun an Japans Küste Nordostwärts zieht, sorgen auch hier Wellen und starker Wird für kein einfaches Leben.
Ich als beschützter Tourist bekomme davon natürlich nicht all zu viel mit, aber da nun bereits mehrere Tage die Fähre nicht anlegen konnte, heißt das auch, die Bewohner müssen damit klar kommen, dass im einzigen Supermarkt der Insel, keine Lebensmittel aufgefüllt werden können und keine Post und sonstige wichtige Dinge den Weg auf die Insel finden.
Lustig hingegen ist immer wieder, wie klein doch unsere Welt ist, selbst wenn man am entferntesten Ort ist. Mit mir ist ein weiterer Japaner als Tourist auf die Insel gekommen. Und da die Insel ja nicht groß ist, trifft man sich auch häufiger, fragt sich gegenseitig nach der Herkunft und als ich ihm erzähle, dass ich im Südwesten von Deutschland lebe in der Nähe von Straßburg, grinst er erstaunt, zückt sein Handy und zeigt mir Bilder vom Bahnhof in Kehl, den er vor kurzem besucht hat.
So vergingen die Tage damit, dass ich mich über die Insel treiben lasse, den Wellen zuschaue, von Kotas Mama köstliche Speisen vorgesetzt bekomme, gestern eine feucht fröhliche Taikoparty stattgefunden hat und heute Abend der reguläre Taiko Unterricht von Satoshi, bei dem ich Gast war.
Am Sonntag fand eine wichtige Kulturveranstaltung statt. Taiko und Tanz waren Bestandteil.
Da eingeladen Redner dieser Veranstaltung, aufgrund abgesagter Flüge jedoch nicht auf die Insel kommen konnten, wurde ein Video des Kulturaustausch Aogashima – Korea gezeigt.
Zum Abschluss haben wir alle an verschiedenen traditionellen Tänzen teilgenommen. Spannende und berührend auf der einen Seite, da alle Tänze den Alltag hier darstellen, lustig auf der anderen Seite, weil es als Anfänger unglaublich schwer ist, in diesen Kreistänzen sofort die richtige Koordination umzusetzen.
Am Sonntag Abend fanden sich dann schon zum zweiten Mal Freunde bei Kotas Familie ein und wieder wurde getrunken, gespeist und zusammen die Taiko geschlagen.
Am Montag und Dienstag war es dann endlich soweit, dass die ersehnte Fähre anlegen konnte.
Wie 2022 konnte ich erneut Zeuge werden, wie plötzlich gefühlt die ganzen Inselbewohner sich am Hafen einfinden, ihre Autos in Reih und Glied parken und dann alle mit anfassen um die Container zu leeren und ihre Minicars bis auf den letzten Zentimeter voll zu packen.
Zeit für mich, mich ein klein wenig für die Gastfreundschaft zu bedanken und mit Hand anzulegen, am Hafen, wie auch später beim auspacken und einräumen des Verkaufsshops.
Und weiter streife ich über die Insel, sei es mit Auto oder zu Fuß.
Der spannendste Ausflug, war der Besuch der großen über 200 Jahre alten Zeder „Osugi“.
Vor zwei Jahren hatte ich Satoshi als Guide der mich durch den Dschungel geführt hat. Dies Mal habe ich das Abenteuer allein gewagt, was zu ganz schön Herzpochen führt, da es keine richtigen Wege gibt und über Lavabrocken in die Tiefe der Caldera geklettert werden muss.
Aber ich habe den Weg hin und nach kurzem Verlaufen auch wieder zurück gefunden.
Vielen Dank für die ganze Gastfreundschaft, welche ich wieder erleben kann.
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