Abgesehen von der Stunde Verspätung, mit der mein Flieger in Frankfurt abhob, verlief der Hinflug nach Japan in diesem Jahr wie ein scharfes Samuraischwert durch ein Objekt deiner Wahl.
Check-in, Sicherheitskontrolle, Boarding, ja sogar der 12-stündige Flug war vorbei, bevor ich auch nur einen Film sehen konnte.
Kein Vergleich zu der Aufregung und Anspannung, unter der ich letztes Jahr gestanden habe, um alle Corona-Voraussetzungen zu erfüllen.
Ein Überbleibsel aus dieser Zeit hat heute sogar die Einreise erleichtert. Dank der Seite „Visit Japan Web“, die im letzten Jahr noch für die Verwaltung der Bescheinigungen und Quarantänevorschriften notwendig war, konnte ich heute die Einreise- und Zollerklärungen bequem von zu Hause aus vorab ausfüllen, ohne im Flugzeug auf wackligen Knien die viel zu kleinen Formulare ausfüllen zu müssen.
Der Nachtflug selbst verlief ruhig, ohne große Turbulenzen, trotz Rückenwind von über 150 km/h. Meist wolkenlos mit Blick auf unsere schöne Erde.
Wenn ich unsere Erde auf dem Bildschirm vor mir sehe, winzig klein im unendlichen Universum, frage ich mich schon, was wir Menschen hier eigentlich treiben. Wir fliegen am linken Rand des Schwarzen Meeres entlang, ein paar Kilometer weiter nordöstlich tobt ein Krieg, wir überfliegen Istanbul und wieder ein paar Kilometer weiter südlich der nächste. Und wer weiß, wie viele Konflikte ich noch überfliege, die keine Horrormeldung in den Medien wert sind. Warum, frage ich mich? Tausende Kilometer unendlich schöner Natur ziehen unter mir vorbei, und wenn es dem Universum einfällt, dann hustet es einmal kurz, und die Erde ist weg.
Die Schönheit unserer Erde einfach zu genießen, erscheint mir da viel sinnvoller.
Das ist doch ein schöner Plan für meine Reise, oder?
Auf Hachijojima angekommen, empfingen mich Regen und Yoshio San.
Wir holen meinen Mietwagen ab, ich checke ein und dann geht es zum Veranstaltungsort der 24h Hachijodaiko Challenge. Gemeinsam arbeiten wir weiter an dem Plakat, das die Veranstaltung schmücken soll. Zum Abschluss des Tages essen wir gemeinsam etwas und dann spüre ich wieder das freundliche Unverständnis, wie man sich als Tourist so viele Tage auf dieser kleinen Insel aufhalten kann.
Später stehe ich allein vor meiner Unterkunft, schaue in den Sternenhimmel, höre in der Ferne die Wellen an die runden Steine des Yokomagaura Beach spülen und stelle fest, dass es gar nicht genug Tage geben kann, um diese Atmosphäre auf sich wirken zu lassen.