Japan 2018

24.10.2018

Knapp 12 Stunden Flug von Frankfurt nach Tokyo. Die Zeit im Flieger erlebe ich immer als total unwirklich. Die Turbinen und der Flugwind dröhnen gleichmäßig und es ist unwichtig, ob das erste Essen im Flugzeug – Butterfisch mit Reis und Brokkoli, ein kleines Mini Schnitzel mit Kartoffelsalat, grüner Salat, Ei mit eingelegtem Gemüse, ein kleines Sushi, Brötchen und als Nachtisch Vanilleeis – nun ein Mittagessen oder Abendessen ist. Draußen ziehen die Wolken vorbei, neben mir schnieft wieder eine Rotznase und der Service der Stewardessen von ANA ist einfach um ein Vielfaches freundlicher als der der Lufthansa.

Eines von Peters Lieblingsbüchern begleitet meinen diesjährigen Weg: Taisen Deshimaru-Rōshi – ZEN in den Kampfkünsten Japans. Auch wenn das Taiko keine Kampfkunst ist, so wird es in der täglichen Praxis doch zum Taiko-dō und es lassen sich Parallelen ableiten. Und so finden alte und neue Zitate und Denkanstöße den Weg in meinen Kopf, während wir unaufhaltsam der Nacht entgegen fliegen.

„Die Übungshalle führt seit Alters her den Namen: Ort der Erleuchtung. Dein Training kann somit unter keinen Umständen den Sinn haben äußerlich zu sein, sondern es soll dich selbst innerlich weiter bringen.““Shi dō bu nan … – der höchste Weg ist nicht schwer, doch man darf nicht wählen.““Wie lang muss man üben? …Und ich antworte:… Bis zu deinem Tode!“

Taisen Deshimaru-Rōshi – ZEN in den Kampfkünsten Japans

Und kurz vor der Landung geht die Sonne über den Land der aufgehenden Sonne auf.

25.10.2018

Kaum gelandet bleibt keine Zeit zum Ausruhen. Der Plan für die nächsten Tage steht, und meine Praktikumsanfrage wird sehr ernst genommen.Der notwendige Schlaf muss also noch etwas warten, denn vorher gibt es noch eine Taiko Party.

26.10.2018

Der erste ganze Tag auf Hachijojima. Nach einem, wie erwartet traditionellem Frühstück, beginne ich meinen ersten Praktikumstag bei ちょんこめ作業所. Ich bin sehr gespannt auf die unterschiedlichen Erlebnisse, von denen ich bis zu diesem Zeitpunkt noch keine Ahnung habe. Der Empfang ist freundlich und von manchen skeptisch, also vergleichbar mit einem ersten Besuch einer Einrichtung für behinderte Menschen, wie man ihn auch in Deutschland erleben würde. Ich werde von allen Seiten freundlich begrüßt, verbeuge mich gefühlt 100 mal und verstehe von allem kein Wort. Nachdem sich das Team besprochen hat, wird der ganzen Gruppe der aktuelle Tagesplan vorgestellt und jeder bekommt seine Aufgaben zugeteilt. Ich gehöre zu den Team, welches nachher kreuz und quer über die Insel fahren wird, um an verschiedenen Stellen Leergutbehälter von Getränkedosen zu leeren. Diese werden später in Pressen zu handlichen Blöcken gepresst. Also Schürze um, Handschuhe an und auf geht’s.

Als wir fertig sind ist es schon Zeit für das Mittagessen. Es gibt viele Ansprachen, ich habe aufgehört zu zählen, wie oft mein Name fällt, da ich eh nicht genau weiß, worüber gerade im Detail gesprochen wird. Als nicht japanisch sprechender Ausländer in Japan, ist man bald gewöhnt, dass sich die Gesprächsteilnehmer über einen unterhalten und sich gegenseitig erklären, wer ich eigentlich bin. Mein Tablett ist das zweite von rechts. Man erkennt an den Portionsgrößen im Vergleich zu den anderen, dass Europäer wohl mehr Hunger haben.

Leider wissen sie nicht, wie gut ich gefrühstückt habe und wie sehr ich Natto liebe, auch wenn es das heute in Kombination mit Ashitaba gibt. Nach dem Essen ist aufräumen angesagt. Ich helfe beim Tische auf die Seite stellen, damit der Boden gesaugt werden kann und bekomme von einer älteren Frau einen Putzlappen in die Hand mit den Befehl die Scheiben der Tür zu putzen, anschließend die Lüftungsgitter von Türen und die nächsten Scheiben, alles mit einem Lappen, ohne die Chance ihn zwischendurch vom Lavastaub ausspülen zu können. Widersprüche zwecklos. Nach dieser Aktion probt die Gruppe mit verschiedenen professionellen Sängern, die Ode an die Freude von Beethoven.

Ich bekomme ein Notenheft in die Hand und singe mit. Ich bin der Einzige der zwar den Text so aussprechen kann, wie der Dirigent es gern hätte, treffe dafür aber keinen Ton. Kurz vor Feierabend werden noch Infomaterialien über einen Ausflug verteilt und dann ist mein Tag beendet. Es ist erstaunlich, mit welcher Selbstverständlichkeit hier alle miteinander umgehen, egal ob behindert oder nicht behindert, egal ob alt oder jung. Es fällt kein einziger lautet oder böser Ton den ganzen Tag. Feierabend 15:30 Uhr. Genau die richtige Zeit um Regina-San vom Flughafen abzuholen.

27.10.2018 und 28.10.2018

24 Stunden am Stück die Taiko schlagen, ohne dass es eine Unterbrechung gibt von Samstag 10:00 Uhr bis Sonntag 10:00 Uhr. Also Taiko, Taiko, Taiko,… dazwischen Essen, Trinken und fast den letzten Platz beim Soba Nudel Wettessen.

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